Andere Länder, andere Sitten – dieser vermeintlich altmodische Spruch gilt nach wie vor, wenn es darum geht, einen ausländischen E-Commerce Markt zu erobern. Neben Dingen wie dem internationalen Versand & Retouren oder der Lokalisation des Webshops in der jeweiligen Sprache ist es vor allem das Thema Payment, das Onlinehändler auf dem Schirm haben sollten. Denn welche Zahlungsart die Shopper vor Ort bevorzugen, kann sich von Land zu Land deutlich unterscheiden; auf manchen Märkten sind beispielsweise lokale Anbieter präsent, die in anderen Gebieten (noch) nicht operieren.
Zudem spielen kulturelle und infrastrukturelle Unterschiede eine große Rolle: Wer es gewohnt ist, alles mit dem Smartphone zu erledigen, zahlt lieber per e-Wallet; wer wiederum kein Bankkonto besitzt, lässt sich eher per Nachnahme beliefern und zahlt dann bar bei Annahme des Paketes. Wer international verkaufen möchte, sollte also ungefähr wissen, welche Zahlungsarten er den Kunden vor Ort anbieten muss, damit diese den Kauf nicht kurz vor dem Checkout abbrechen.
Hier finden Sie eine Übersicht zu den beliebtesten Zahlungsarten in den größten E-Commerce Märkten.
Kaum ein E-Commerce Markt ist in puncto Zahlungsarten so divers wie Deutschland. Laut einer Umfrage von Statista zahlt bei einer Bestellung im Internet etwa jeder Zweite mit Hilfe eines Payment-Anbieters – PayPal wird hier am häufigsten genannt. Daneben sind aber auch der Kauf auf Rechnung, Lastschrift sowie die Zahlung per Kreditkarte sehr beliebt. Vorkasse, Barzahlung bei Annahme des Pakets und andere Methoden wie Mobile Payments machen zwar nur etwa zehn Prozent aus, sollten aber von Onlinehändlern, die in Deutschland verkaufen wollen, nicht ignoriert werden.
Der hohe Anteil des Rechnungskaufs in Deutschland lässt sich möglicherweise damit erklären, dass den Kunden Vertrauen sehr wichtig ist. In Branchen mit hohen Retourenquoten – wie der Modebranche – wollen viele Kunden erst einmal abwarten, welche Kleidungsstücke sie behalten wollen, bevor sie den endgültigen Betrag überweisen und die Rechnung begleichen – das ist zumindest deutlich sicherer, als gleich den ganzen Betrag zu zahlen und die Differenz nach erfolgter Retoure zurückzufordern.
Österreich hat eine lokale Besonderheit, die es nur dort gibt und als Zahlungsart bei den Kunden sehr beliebt ist: EPS. Das steht für Electronic Payment Standard und ist ein von mehreren österreichischen Banken gemeinsam geschaffenes Bezahlsystem, bei dem sich der Kunde direkt nach Auswahl der Zahlungsart und seiner Bank in sein Onlinebankingportal einloggt und die Überweisung in Echtzeit tätigt. Als Webshop-Betreiber wissen Sie also sofort, dass die Zahlung erfolgt ist und können den Versand vorbereiten.
Kreditkarten (Visa & Mastercard), und der Kauf auf Rechnung/Überweisung sind ebenfalls recht weit verbreitet und sollten bei der Auswahl der Zahlungsarten im Shop nicht fehlen. Bei den immer beliebter werdenden E-Wallets dominiert PayPal; etwa 8 % aller Onlinekäufe werden dagegen offline bezahlt – per Nachnahme.
In Frankreich geht kaum etwas ohne die Carte Bancaires, die lokale Debit- und Kreditkarte mit Visa- oder Mastercard-Branding. Etwa 60 Millionen solcher Karten sind in Frankreich im Umlauf, weshalb es für jeden Onlinehändler alternativlos ist, Kartenzahlung anzubieten. Auf Platz 2 der beliebtesten französischen Zahlungsmethoden liegen Digital Wallets: Etwa 8 Millionen PayPal-Konten zeigen deutlich, welcher Anbieter hier die Nase vorn hat.
Das höchste Wachstum verzeichnet dagegen die Überweisung – sie wird bei den Franzosen immer beliebter. Die Zahlung per Mobile Device ist noch nicht sehr verbreitet, hat sich aber laut des Digital Payments Report von Visa seit 2015 verdreifacht. Onlinehändler mit einer entsprechenden Zielgruppe in Frankreich - jung, technikaffin - sollten das berücksichtigen.
Die mobile Payment App Twint hat den stationären Handel in der Schweiz schnell erobert und schickt sich an, auch im E-Commerce für Furore zu sorgen. 27 % der Schweizer nutzen sie bereits für Onlinezahlungen. Der Kauf auf Rechnung sowie die Zahlung per Kreditkarte sind aber nach wie vor die beiden Zahlungsarten, die jeder Onlinehändler in der Schweiz anbieten muss, möchte er keine Kunden verlieren. Das gilt auch für Payment-Dienste wie PayPal und Klarna, die sich bei den Schweizern ebenfalls großer Beliebtheit erfreuen – genauso wie die Banküberweisung über ein PostFinance-Konto, das in der Schweiz recht weit verbreitet ist.
Onlinehändler mit UK-Kunden müssen sich darauf einstellen, dass in Großbritannien vor allem mit Kredit- und Debitkarten gezahlt wird. Bei den Kreditkarten dominieren die großen Player Visa, Mastercard und American Express. Die Zahlung per E-Wallet ist im Vergleich zu anderen Ländern deutlich weniger populär und wird von nur etwa 8 % aller Briten genutzt. Ähnlich gering ist der Anteil der Mobile Payments – und das, obwohl die Briten sehr gerne mit ihren Mobilgeräten shoppen.
Onlinebanking spielt übrigens so gut wie gar keine Rolle: Nur 1 % der Zahlungen im Onlinehandel wird per Überweisung getätigt.
Die polnischen Shopper scheinen das Onlinebanking zu lieben: Etwa die Hälfte aller E-Commerce Transaktionen auf diese Weise durchgeführt. Darunter fällt auch Przelewy24, eine Zahlungsart, mit der bequeme und sichere Echtzeit-Überweisungen möglich sind. Eine lokale Besonderheit stellt Pay-by-Link dar: Hier erstellt der Händler einen Zahlungslink und schickt diesen an den Kunden, der ihn über die Pay-by-Link Website mit einer Zahlungsart seiner Wahl bezahlen kann. Das kommt bei den polnischen Shoppern gut an.
Kreditkarten sind (noch) recht wenig verbreitet (etwa 7 % aller Zahlungen), werden aber sehr schnell immer beliebter, weshalb Onlinehändler die Kartenzahlung auf dem Schirm haben sollten. Visa und Mastercard verzeichnen hier die größten Anteile.
Die Vereinigten Staaten sind bekannt für ihre “Kartenmentalität”: Fast überall kann man mit Karte zahlen, mancherorts muss man es sogar, weil keine anderen Möglichkeiten angeboten werden. Im Onlinehandel ist die Auswahl meist größer, aber auch hier dominieren Visa, Mastercard und American Express. Wichtig sind außerdem Discover, die etwa 60 Millionen Kredit- und Debitkarten im Umlauf haben, sowie Diners Club, die erste Kreditkarte der Welt.
Zusätzlich sollten Onlinehändler noch E-Wallet-Zahlungsarten wie PayPal bereitstellen, um den amerikanischen Verbrauchern eine breitere Auswahl zu bieten. Mobile Payment ist dagegen eher im stationären Einzelhandel verbreitet und nicht so sehr beim Onlinekauf – es wird aber zumindest bei jungen Verbrauchern immer beliebter, da hier auch das Mobile Shopping übers Smartphone zunimmt.
Auch in Kanada dominiert die Kartenzahlung mit über 60 % den Online-Zahlungsverkehr – jeder Onlinehändler sollte Visa und Mastercard akzeptieren. Im Gegensatz zur großen Schwester USA scheinen die Kartenzahlungen aber zugunsten von E-Wallets und Onlinebanking zurückzugehen. Letzteres nimmt knapp über 10 % ein und wird vor allem vom lokalen Anbieter Interac begünstigt, der von einer Mehrzahl der Händler akzeptiert wird.
Da die kanadische Post einen Collect on Delivery Service anbietet, ist in Kanada auch die Zahlung per Nachnahme nach wie vor eine gängige Zahlungsart – wenn auch mit abnehmender Bedeutung.
Social Commerce ist in China dank sozialer Netzwerke wie WeChat ein wichtiger Bestandteil des E-Commerce. Im Reich der Mitte sind mobile Paymentlösungen daher so weit verbreitet wie nirgends sonst: Den Markt machen vor allem WeChatPay und AliPay unter sich aus. Ursprünglich waren diese nur für inländische Transaktionen verfügbar – mittlerweile können aber auch ausländische Firmen ihren chinesischen Kunden die Zahlung mit den beliebten Payment Apps anbieten.
Die einzige Kreditkartenorganisation in China ist Union Pay. Sie bietet ebenfalls ein Mobile Payment System namens Quick Pass an. Eine Anbindung an die Dienste von Union Pay (über einen Payment Service Provider) ist für Onlinehändler mit chinesischen Kunden daher durchaus sinnvoll.
Da ein Drittel der Brasilianer kein eigenes Bankkonto hat, ist die Barzahlung nach wie vor sehr weit verbreitet. Das funktioniert aber etwas anders als die Zahlung per Nachnahme hierzulande: mit Hilfe des Boleto Bancário. Das ist eine Art Zahlschein, den der Händler dem Kunden nach der Bestellung zuschickt. Der Shopper kann ihn anschließend online oder offline (bei autorisierten Stellen wie etwa der Post oder einem Geldautomaten) einlösen und die verlangte Summe in bar zahlen. Reguliert wird das Ganze von der brasilianischen Bankenvereinigung.
Zu den beliebtesten Zahlungsmethoden im brasilianischen E-Commerce gehört auch die Kartenzahlung: Neben internationalen Anbietern wie Visa und Mastercard sollten Onlinehändler auch lokale Dienstleister wie Elo berücksichtigen, da viele Brasilianer eine Debit- oder Kreditkarte dieses Anbieters besitzen. Zudem ist der Kauf auf Rechnung bei 54 % der Brasilianer beliebt. Die Payment-Plattform MercadoPago ist in etwa mit PayPal vergleichbar und in ganz Lateinamerika verbreitet – möchten Sie Ihren brasilianischen Kunden die Zahlung per E-Wallet ermöglichen, sollten Sie diesen Anbieter berücksichtigen.
So unterschiedlich die Menschen, so unterschiedlich auch deren Zahlungsvorlieben. Onlinehändler, die international verkaufen möchten, müssen sich darauf einstellen, eine ganze Reihe verschiedener Zahlungsanbieter in den eigenen Shop zu integrieren – das ist ohne einen passenden Payment Service Provider im Grunde unmöglich.
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