Eine Expansion in den drittgrößten E-Commerce-Markt der EU kann sich für international agierende Onlinehändler durchaus lohnen – wenn sie verstehen, wie die französischen Onlineshopper ticken.
Wer einen neuen Markt erobern möchte, sollte die besonderen Eigenheiten der Zielregion genauestens kennen und verstehen, was die Menschen dort bewegt. Sind die Shopper beispielsweise sehr preissensitiv oder legen sie mehr Wert auf Qualität, ungeachtet der Kosten? Wollen sie zwischen verschiedenen Versandoptionen wählen, zahlen sie überwiegend per Kreditkarte oder lassen sie sich besonders leicht von Influencern in ihrer Kaufentscheidung beeinflussen?
Solche und andere Fragen beleuchten wir in diesem Asendia Insights Blogbeitrag über die Zielregion Frankreich und das Einkaufsverhalten der französischen Onlineshopper.
Wer kauft was wo ein?
Etwa die Hälfte der Franzosen kauft ein- bis dreimal im Monat online ein (tgm). Zu den beliebtesten Produktkategorien beim Onlinekauf gehören in Frankreich Mode und Schuhe: 57 % der französischen Onlineshopper haben laut ecommercedb im Jahr 2022 online Mode gekauft, 42 % Schuhe. Am Ende der Top 10 lagen Spielzeug & Babyprodukte sowie Drogerie- & Gesundheitsartikel mit je 15 %. Der durchschnittliche Warenkorbwert stieg 2022 auf 65 € an, bei einer Onlinebestellung pro Woche ergibt sich ein durchschnittlicher Wert pro Kunde von rund 3.500 € jährlich.
Die drei Altersgruppen 25 bis 34, 35 bis 44 und 45 bis 54 machen den größten Anteil der französischen Onlineshopper aus. Bei den 35-44-Jährigen liegen Spielzeug und Babybedarf hoch im Kurs, während mehr als ein Viertel der Kosmetikkäufe auf die Altersgruppe der 45–54-Jährigen entfällt (ecommercedb). Ein Blick auf die Verteilung nach Geschlecht verrät, dass die meisten Produkte überwiegend von Frauen gekauft werden: Kosmetik, Handtaschen und Mode liegen hier weit vorne, lediglich das Segment Unterhaltungselektronik wird stärker von Männern nachgefragt (ecommercedb).
Ihr Geld geben die französischen Verbraucher gerne in einheimischen Onlineshops aus: Im Nettoumsatzranking folgen hinter dem französischen Ableger von Amazon und dem Moderiesen Shein die französische Flash-Sale-Seite veepee.fr und die französische Warenhauskette auchan.fr (ecommercedb). Fragt man die Franzosen dagegen, welche Onlineshops bei ihnen besonders beliebt sind, ergibt sich ein anderes Bild: In einer Umfrage unter französischen Konsumenten lag Amazon mit 69 % auf der Beliebtheitsskala weit vorne. Auf den Plätzen folgen cdiscount.com, fnac.com und aliexpress.com (Statista Consumer Insights).
Zustellung & Payment
Die französischen Onlineshopper bevorzugen mehrere Versandmethoden und haben gerne mehrere Optionen bei der Wahl der Zustellungsart. Laut Statista gehören zu den favorisierten Liefermethoden:
- Hauszustellung: 78 % der Franzosen wählen diese Zustellungsart
- Point Relais: 71 % holen ihr Paket an einem Pick-up Point ab
- Click & Collect: 26 % geben an, dass sie online bestellen und im Laden abholen
Laut Manutan ist den Franzosen vor allem ein schneller Versand wichtig; zudem stellen bequeme und reibungslose Retouren ein wichtiges Kaufkriterium dar. Eine repräsentative Umfrage belegt das: Immerhin 33 % der französischen Onlineshopper bevorzugen den Expressversand, während 19 % angeben, dass sie das bestellte Produkt noch am selben Tag in Händen halten wollen (Statista). Knapp ein Drittel der französischen Shopper erwartet im Übrigen einen kostenlosen Versand (SevenSenders).
Geht es um die Bezahlung ihrer Onlinebestellungen, sind die Franzosen recht flexibel. Händler, die französische Kunden gewinnen möchten, sollten daher verschiedene Zahlungsmethoden anbieten, darunter:
- Kartenzahlung
In Frankreich ist die Cartes Bancaires (CB) die am weitesten verbreitete Kreditkarte. CB arbeitet mit Visa und Mastercard zusammen und gibt deren Karten unter eigenem Label heraus (co-branded), weshalb etwa 95 % der Kreditkarten in Frankreich Cartes Bancaires sind. Rund 55 % der Franzosen bezahlen am liebsten mit Kreditkarte (Paymentwall). - Wallets
Ob PayPal, Amazon Pay, Google Pay oder einheimische Anbieter wie PayLib – 27 % aller Onlinebestellungen werden über E-Wallets bezahlt (Ppro). - Überweisung
94 % aller Franzosen besitzen ein Bankkonto, immerhin 11 % nutzen es nach wie vor für die Bezahlung von Onlinebestellungen (Statista). - Buy now, pay later
32 % der Franzosen gaben in einer Umfrage an, bei Onlinebestellungen flexible Zahlungsmöglichkeiten wie BNPL zu präferieren (pay.com).
Nachhaltigkeit
Bei den französischen Verbrauchern zeigt sich eine zunehmende Tendenz hin zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. In einer Umfrage aus dem Jahr 2021 gaben 79 % der Befragten an, dass sie zum gleichen Preis ein umweltfreundlicheres Produkt wählen würden (Santander). Zudem greift rund die Hälfte der französischen Shopper aus Umweltgründen zu Second-Hand- oder aufbereiteten Produkten (Statista).
38 % der Franzosen sind zudem laut Statista der Meinung, dass Unternehmen verantwortungsbewusst und nachhaltig agieren sollten; für rund 51 % der Befragten hat es oberste Priorität, dass Unternehmen ihre Treibhausgasemissionen senken (Statista).
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Social Media als Verkaufsplattform
Social Commerce und Influencer Marketing nehmen in Frankreich eine immer größere Rolle ein. So wird die Zahl der französischen Social Commerce User bis 2027 auf über 13 Millionen prognostiziert. Laut Santandertrade folgt etwa ein Drittel der Franzosen einem Influencer, während 79 % angeben, schon einmal ein Produkt gekauft zu haben, das von einem Influencer beworben wurde. Von den französischen Social Media Shoppern haben 72 % über Facebook, 36 % über Instagram eingekauft; beinahe die Hälfte der französischen Verbraucher gibt darüber hinaus an, dass Werbung in einem Sozialen Netzwerk sie in ihrem Kaufverhalten beeinflusst habe (MediaConnect).
Rund 80 % der Konsumenten geben beim Kauf über Social Media weniger als 50 € aus, nur 2 % shoppen für mehr als 100 € (Statista). Als Gründe für den Kauf über ein soziales Netzwerk nennen die Franzosen spezielle Rabatte (43 %), Exklusivität (30 %) und die Bequemlichkeit und Schnelligkeit des Social Commerce (23 %) (Statista).
Facebook, Instagram und X (vormals Twitter) bilden die Top-3 der meistbesuchten französischen Social-Media-Plattformen.
Besonderheiten & Trends
Mobile First?
34 % der Franzosen nutzen ihr Smartphone mindestens einmal im Monat zum Onlinekauf. Drei von vier französischen Shoppern schließen den Kauf allerdings regelmäßig über ihren Desktop ab (Statista). Dennoch nimmt der Anteil des M-Commerce am Gesamtumsatz im französischen E-Commerce in den letzten Jahren stetig zu und liegt mittlerweile bei knapp der Hälfte (Statista).
Französische Lokalisierung
Die Franzosen sind ein recht patriotisches Volk, das häufig auch beim Onlineshopping französische Dinge bevorzugt – ob Produkte, Händler oder eine Lokalisierung in französischer Sprache. So kaufen 50 % lieber Produkte Made in France ein, wenn sie die Wahl haben (lejdd). Wenn Sie solche Produkte als Händler aus dem Ausland nicht anbieten können, sollten Sie aber zumindest Ihren Onlineshop auf Französisch lokalisieren, um den französischen Käufern etwas Heimatgefühl zu vermitteln.
Der Preis ist heiß
Den Franzosen ist vor allem der Preis wichtig: 76 % geben an, dass sie vor allem darauf achten, wie teuer ein Produkt ist, nur 66 % ist auch die Qualität wichtig (gaasly). Das erklärt auch, warum mit Veepee ein französischer Spezialist für Flash Sales zu den Top-5 Onlineshops in Frankreich gehört und Frankreich mit den French Days ein eigenes E-Commerce-Event ins Leben gerufen hat, an dem die französischen Konsumenten die besten Angebote abgreifen können.
Crossborder E-Commerce
Etwa die Hälfte der französischen Shopper kauft online im Ausland ein, 27 % bei Händlern in der EU (Statista). China liegt im Ranking der beliebtesten Crossborder-Zielmärkte mit deutlichem Vorsprung (46 %) vor Deutschland (16 %) und Großbritannien (14 %) (Statista).
Recherche & Kundenbewertungen
41 % der französischen Shopper geben an, dass sie erst gründlich im Internet recherchieren, bevor sie ein Produkt kaufen. 40 % verlassen sich dabei auf Kundenbewertungen (Statista).
Weitere Trends und Einblicke zum französischen E-Commerce und den französischen Onlineshoppern erhalten Sie übrigens in unserem E-Commerce-Report Frankreich 2023.
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