So passen Sie Ihren Onlineshop an den französischen Markt an

12 April, 2024

Jeder Markt ist einzigartig, auch der französische. International agierende Onlinehändler, die das Potenzial des französischen E-Commerce ausschöpfen wollen, sollten einige Dinge beachten.

Frankreich bietet dank seiner zentralen Lage in Europa, seiner hohen Internetpenetration und seiner kaufkräftigen Bevölkerung gute Voraussetzungen für Onlinehändler, die international wachsen möchten. Zudem sorgt eine kinderfreundliche Familienpolitik seit Jahren für eine vergleichsweise hohe Fertilitätsrate und damit auch für eine steigende Zahl von Digital Natives und potenziellen Kunden.

Wer auf dem französischen Markt Fuß fassen und die französischen Verbraucher bestmöglich abholen möchte, sollte seinen Onlineshop allerdings an die Eigenheiten und Bedürfnisse des französischen Marktes und seiner Kunden anpassen und Verständnis für Kultur und Mensch aufbringen. In diesem Asendia Insights Blogbeitrag erörtern wir, worauf es dabei ankommt und welche rechtlichen Grundlagen Sie beachten müssen.

 

Der französische E-Commerce-Markt

Um Ihren Onlineshop an den französischen Markt anpassen zu können, sollten Sie zunächst einige Daten und Fakten über den E-Commerce in Frankreich wissen:

  • Der E-Commerce Umsatz Frankreichs betrug im Jahr 2022 knapp 147 Mrd. € – rund 14 % mehr als 2021 (Statista).
  • Damit machte der französische E-Commerce etwa 12,5 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes in Frankreich aus (Statista).
  • Das Land hat dank seiner Mitgliedschaften in EU und EWR überschaubare Einfuhrbestimmungen und ist logistisch perfekt ausgebaut, was es auch ausländischen Onlinehändlern deutlich erleichtert, französische Kunden zu bedienen.
  • Zu den beliebtesten Kategorien  im französischen Onlinehandel gehören Mode und Schuhe: 57 % der französischen Onlineshopper haben laut ecommercedb im Jahr 2022 online Mode gekauft, 42 % Schuhe. Am Ende der Top 10 lagen Spielzeug & Babyprodukte sowie Drogerie- & Gesundheitsartikel mit je 15 %.
  • Der durchschnittliche Warenkorbwert stieg 2022 auf 65 € an, bei einer Onlinebestellung pro Woche ergibt sich ein durchschnittlicher Wert pro Kunde von rund 3.500 € jährlich.
  • Die drei Altersgruppen 25 bis 34, 35 bis 44 und 45 bis 54 machen den größten Anteil der französischen Onlineshopper aus.
  • Bei den 35-44-Jährigen liegen Spielzeug und Babybedarf hoch im Kurs, während mehr als ein Viertel der Kosmetikkäufe auf die Altersgruppe der 45–54-Jährigen entfällt (ecommercedb).
  • Ein Blick auf die Verteilung nach Geschlecht verrät, dass die meisten Produkte überwiegend von Frauen gekauft werden: Kosmetik, Handtaschen und Mode liegen hier weit vorne, lediglich das Segment Unterhaltungselektronik wird stärker von Männern nachgefragt (ecommercedb).

Weitere Einblicke und Analysen zum französischen E-Commerce erhalten Sie in unserem E-Commerce Report Frankreich 2023.

 

So ticken die französischen Onlineshopper

60 % der französischen Shopper mögen es, ihr Wunschprodukt online zu kaufen und im Laden abzuholen; dagegen haben 2021 immerhin 77 % der Franzosen ein Produkt online recherchiert, es aber anschließend offline gekauft (JDN). Hier sind weitere wichtige Punkte zum Kaufverhalten der französischen Verbraucher.

Der Preis ist heiß
Französische Verbraucher achten auf den Preis: 76 % geben an, dass ihnen wichtig ist, wie teuer ein Produkt ist; nur 66 % setzen hauptsächlich auf Qualität (gaasly). Das erklärt auch, warum mit Veepee ein französischer Spezialist für Flash Sales zu den Top-5 Onlineshops in Frankreich gehört und Frankreich mit den French Days ein eigenes E-Commerce-Event ins Leben gerufen hat, an dem die französischen Konsumenten die besten Angebote abgreifen können.

Versand
Die französischen Onlineshopper bevorzugen es, aus mehreren Versandmethoden bzw. Zustellungsarten auswählen zu können. Laut Statista gehören zu den favorisierten Liefermethoden:

  • Hauszustellung: 78 % der Franzosen wählen diese Zustellungsart
  • Point Relais: 71 % holen ihr Paket an einem Pick-up Point ab
  • Click & Collect: 26 % geben an, dass sie online bestellen und im Laden abholen

Laut Manutan ist den Franzosen vor allem ein schneller Versand wichtig; zudem stellen bequeme und reibungslose Retouren ein wichtiges Kaufkriterium dar. Eine repräsentative Umfrage belegt das: Immerhin 33 % der französischen Onlineshopper bevorzugen den Expressversand, während 19 % angeben, dass sie das bestellte Produkt noch am selben Tag in Händen halten wollen (Statista). Knapp ein Drittel der französischen Shopper erwartet im Übrigen einen kostenlosen Versand (SevenSenders).

Payment
Geht es um die Bezahlung ihrer Onlinebestellungen, sind die Franzosen recht flexibel. Händler, die französische Kunden beliefern möchten, sollten daher verschiedene Zahlungsmethoden anbieten, darunter:

  • Kartenzahlung:
    In Frankreich ist die Cartes Bancaires (CB) die am weitesten verbreitete Kreditkarte. CB arbeitet mit Visa und Mastercard zusammen und gibt deren Karten unter eigenem Label heraus (co-branded), weshalb etwa 95 % der Kreditkarten in Frankreich Cartes Bancaires sind. Rund 55 % der Franzosen bezahlen am liebsten mit Kreditkarte (Paymentwall).
  • Wallets:
    Ob PayPal, Amazon Pay, Google Pay oder einheimische Anbieter wie PayLib – 27 % aller Onlinebestellungen werden über E-Wallets bezahlt (Ppro).
  • Überweisung:
    94 % aller Franzosen besitzen ein Bankkonto, immerhin 11 % nutzen es nach wie vor für die Bezahlung von Onlinebestellungen (Statista).
  • Buy now, pay later:
    32 % der Franzosen gaben in einer Umfrage an, bei Onlinebestellungen flexible Zahlungsmöglichkeiten wie BNPL zu präferieren (pay.com).

M-Commerce
34 % der Franzosen nutzen ihr Smartphone mindestens einmal im Monat zum Onlinekauf. Drei von vier französischen Shoppern schließen den Kauf allerdings regelmäßig über ihren Desktop ab (Statista). Dennoch nimmt der Anteil des M-Commerce am Gesamtumsatz im französischen E-Commerce in den letzten Jahren stetig zu und liegt mittlerweile bei knapp der Hälfte (Statista).

Lokalisierung
Die Franzosen sind ein recht patriotisches Volk, das auch beim Onlineshopping französische Produkte, Händler oder wenigstens eine französische Website bevorzugt. So kaufen 50 % lieber Produkte Made in France ein, wenn sie die Wahl haben (lejdd). Wenn Sie solche Produkte als Händler aus dem Ausland nicht anbieten können, sollten Sie aber zumindest Ihren Onlineshop auf Französisch lokalisieren, um den französischen Käufern etwas Heimatgefühl zu vermitteln. Zwar kommen viele Franzosen auch mit Englisch klar; allerdings machen Sie und Ihr Onlineshop mit einer französischen Lokalisierung einen deutlich besseren Eindruck.

 

Rechtliche Grundlagen für den französischen Markt

Um Ihre Produkte rechtssicher an französische Kunden verkaufen zu können, sollten Sie ein paar Anpassungen an Ihren AGB vornehmen. Zudem gilt es, einige französische Besonderheiten auf dem Schirm zu haben.

AGB in französischer Sprache
Zunächst einmal sind AGB für Onlinehändler nach französischem Recht zwingend erforderlich. Am besten verwenden Sie Ihre deutschen AGB als Grundlage – so müssen Sie lediglich einige Punkte hinzufügen oder verändern, auf die wir im Folgenden eingehen. Lassen Sie Ihre AGB dann auf Französisch übersetzen, um sicherzustellen, dass Ihre französischen Kunden sie lesen und verstehen können.

Datenschutz
Onlinehändler, die ihren Geschäftssitz in Deutschland haben und ihre französischen Kunden nicht über eine Niederlassung in Frankreich beliefern, können sich auf deutsches Recht berufen. Da Sie sowieso eine Datenschutzerklärung auf Ihrer Homepage haben, reicht es, diese einfach in die französische Sprache zu übersetzen.

Gesetzliches Widerrufsrecht in Frankreich
Gemäß Art L-121-20 Code de la Consommation haben französische Verbraucher ein gesetzliches Widerrufsrecht von 7 Tagen. Innerhalb dieser Frist kann der Shopper also ohne Angabe von Gründen vom Vertrag zurücktreten. Fällt das Ende dieser Frist auf einen Feiertag oder auf das Wochenende, so gilt der nächste Werktag. Wenn der Händler den Verbraucher allerdings nicht auf sein gesetzliches Widerrufsrecht hinweist, verlängert sich dieses auf 3 Monate!
Macht der Kunde von seinem Widerrufsrecht Gebrauch, muss der Onlinehändler bereits geleistete Zahlungen innerhalb von 30 Tagen zurückerstatten.

Bei Ausnahmen wie etwa Einzelanfertigungen gelten die entsprechenden EU-Richtlinien.

Lieferfrist
Laut Artikel L. 216-1 Code de la consommation hat der Onlinehändler die Ware innerhalb von 30 Tagen (nach Abschluss des Kaufvertrags) zu liefern, falls keine anderen Vereinbarungen getroffen wurden bzw. keine anderen Lieferzeiten in den AGB angegeben wurden. Erfolgt die Lieferung nicht innerhalb der vereinbarten oder gesetzlich vorgeschriebenen Lieferfrist, hat der Kunde ein Kündigungsrecht.

Liefergebiet
Frankreich ist nicht gleich Frankreich: Zur Grande Nation gehören einige Überseegebiete und -territorien, die offiziell französisches Staatsgebiet darstellen. Möchten Sie die Lieferung in diese Gebiete allerdings ausschließen, müssen Sie das Liefergebiet in den AGB entsprechend eingrenzen, etwa auf das kontinentaleuropäische französische Mutterland. Weisen Sie hingegen in Ihren AGB als Liefergebiet nur "Frankreich" aus, sind Sie zur Lieferung in die Übersee-Departements verpflichtet. Die entsprechend höheren Versandkosten sollten Sie kenntlich machen.

Bestellvorgang
Der Kunde muss laut Artikel 1127-1 Abs. 2 Code civil jeden einzelnen Schritt des Bestellvorgangs nachvollziehen können. Sie sollten ihn also in Ihren französischen AGB verständlich und ausführlich erklären.

Hinweis auf die gesetzlichen Gewährleistungsrechte in Frankreich
Das französische Recht sieht vor, dass die AGB eines Händlers einen Hinweis auf die gesetzlichen Gewährleistungsrechte enthalten.

Verbraucherschlichtung
Französische Verbraucher haben laut L. 612-1 ff. Code de la consommation das Recht, sich kostenlos an eine Verbraucherschlichtungsstelle zu wenden. Onlinehändler, die nach Frankreich verkaufen, müssen in Ihren AGB darauf hinweisen. Zudem müssen sie einer staatlich anerkannten Schlichtungsstelle beitreten, da die Teilnahme an einem Schlichtungsverfahren zwingend erforderlich ist, falls der Verbraucher dieses Recht in Anspruch nimmt – im Gegensatz zu Deutschland, wo es freiwilliger Natur ist.

 

Wie kann Asendia Sie beim Versand nach Frankreich unterstützen?

Niemand kennt Frankreich so gut wie wir: Wir unterstützen Sie mit umfassendem Know-how auf dem französischen Markt, einer perfekt auf die französischen Kunden zugeschnittenen Zustellung sowie einer unglaublich bequemen Retourenlösung für Sie und Ihre französischen Shopper! Und bei der Lokalisierung auf Französisch können wir Ihnen auch gleich behilflich sein.

Profitieren Sie unter anderem von unserem direkten Zugang zum Logistiknetzwerk von La Poste, intuitiven Retourenlösungen für den französischen Markt und einer reibungslosen Zollabwicklung.

Kontaktieren Sie unsere Experten für eine umfassende Beratung!

 

Verwandte News und Insights 

24 Juli, 2024
Das ungenutzte E-Commerce-Potenzial Osteuropas

Verkaufen Sie schon in die aufstrebenden osteuropäischen E-Commerce Märkte? Erfahren Sie mehr über das ungenutzte E-Commerce-Potenzial…

9 Juli, 2024
Erobern Sie den Schweizer Markt

Asendia freut sich, Ihnen im Zuge unserer Kooperation mit RetailX den neuesten E-Commerce-Report Schweiz zum kostenlosen Download anbieten…

7 Juni, 2024
Wie Sie französische Kunden auf Ihren Onlineshop aufmerksam machen

Frankreich bietet als drittgrößter E-Commerce-Markt der EU tolle Chancen für international agierende Onlinehändler. Um diese auch zu…