Ist Second Hand das Ende von Fast Fashion? Die Zahl der Modelabels, die eine Resale-Plattform betreiben, ist seit 2020 um 275 Prozent gestiegen. Vor allem die Gen Z scheint online gerne Second Hand zu kaufen. Wir beleuchten die Details dieser Entwicklung.
Die klassischen Second-Hand-Läden waren früher eher ein in den Seitenstraßen von Großstädten verstecktes Vintage-Paradies für neugierige Sammler – und zu finden gab es eher Kleidungsstücke aus längst vergangenen Modeepochen. Heute ist Second Hand Fashion längst im Mainstream angekommen und mit nur einem Klick erhältlich: Denn der Onlinehandel mit sogenannter pre-loved Mode, also gebrauchter Kleidung, wird immer wichtiger und ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Immer mehr Moderiesen setzen auf Circular Business Modelle, während die Zahl der Online-Plattformen für Second Hand Mode wächst. Man kann also sagen: Der globale Resale-Markt für Fashion & Apparel boomt. Gleichzeitig sprechen viele kleine nachhaltige Labels mit recycelter, nachhaltiger Kleidung vor allem kaufkräftige Millennials an.
Sind wirklich Awareness und ein Interesse an Nachhaltigkeit die Treiber für diese Entwicklung oder liegt es letztlich wie so oft am Preis? Die Antwort auf diese und weitere Fragen lesen Sie in diesem Asendia Insights Blogbeitrag zum Thema ReCommerce im Fashion-Onlinehandel.
Was ist ReCommerce überhaupt? Eine Definition
Second Hand in der B2C-Fashion-Branche umfasst den Ankauf, die Wiederaufbereitung und den anschließenden Verkauf von gebrauchter Mode und Bekleidung durch Plattformen und Labels. Beispiele dafür sind etwa SHEIN Exchange, der H&M-Ableger Sellpy oder Vestiaire Collective, ein Portal für Second Hand Luxusmode. Daneben existieren zahlreiche C2C-Plattformen wie Depop oder der in Deutschland beliebte Mädchenflohmarkt, die neben dem Shoppingerlebnis auch auf einen Community-Gedanken setzen. Dort wird der Verkäufer selbst zum Unternehmer oder sogar zur Marke, die ihre Follower mit News und Angeboten versorgt.
Nachhaltig produzierte Fashion, etwa aus 100 % recycelten Materialien, zählt dagegen nicht zum ReCommerce, da es sich dabei um Neuware handelt.
Zahlen & Statistiken zum Fashion-ReCommerce
Dem thredUP 2023 Resale Report zufolge wird der Online Resale Markt in 2027 allein in den USA einen Wert von 38 Mrd. $ erreichen. Für den Anstieg soll vor allem die Gen Z verantwortlich sein, von der 58 % im letzten Jahr mindestens einmal online Second Hand Mode gekauft haben. Was bewegt die Menschen dazu, pre-loved Fashion zu kaufen? Eine Umfrage unter Onlinekunden der ReCommerce-Plattform Momox ergab 2021, dass 87 % der Befragten Second Hand Mode aus Umweltgründen (Nachhaltigkeit) kaufen; 83 % gaben an, dass der Preis eine entscheidende Rolle spielt.
Zudem scheinen immer mehr Menschen bereits beim Kauf zu berücksichtigen, die Kleidung später eventuell weiterzuverkaufen – laut der Parker Lane Group vor allem bei Luxusmode, bei der sich 57 % der Gen Z und immerhin die Hälfte der befragten Millennials Gedanken über den späteren Wiederverkaufswert machen. Dennoch kommt ein BoF Insights Report zum Schluss, dass lediglich fünf bis sieben Prozent der Kleidung, die wiederverkaufbar wäre, auch auf Second Hand Plattformen gelistet ist. Der Wert der Mode, die demnach ungenutzt in den Kleiderschränken dieser Welt wartet, läge bei etwa 2,1 Bio. $.
Das könnte unter anderem daran liegen, dass gerade beim Onlinekauf von Second Hand Mode die Angst vor gefälschten oder qualitativ minderwertigen Produkten sehr groß ist. So fand die Boston Consulting Group in ihrem Report heraus, dass immerhin 10 % der gehandelten Second-Hand-Ware Fake ist und stolze 80 % der Verbraucher - bewusst oder unbewusst - selbst schon einmal mit solcher Ware gehandelt haben. Das betrifft natürlich vor allem C2C-Plattformen, weshalb die Resale-Portale der großen Labels auch aufgrund ihrer Echtheits-Garantie beliebt sein dürften.
Sind die Resale-Portale der großen Modeketten wirklich nachhaltig?
Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass sich immer mehr Onlinehändler an ReCommerce-Initiativen beteiligen und den Lebenszyklus von Kleidungsstücken durch die Möglichkeit des Wiederverkaufs verlängern. Allerdings sind solche zirkulären Angebote häufig an Incentives gekoppelt: Wer also beispielsweise etwas auf der Resale-Plattform verkauft, erhält eine Gutschrift oder ein Angebot für den eigentlichen Shop, in dem aus erster Hand verkauft wird. Das könnte dazu führen, die Hürde für den Kauf neuer Ware zu senken und somit den Fast-Fashion-Boom weiter zu befeuern – schließlich lässt sich die gerade gekaufte Kleidung einfach und bequem wieder verkaufen.
Dazu gesellt sich die Frage nach der Qualität der Mode: Eignet sich Fast Fashion überhaupt für ReCommerce? Viele der Kleidungsstücke dürften nach wenigen Malen Tragen eh auf dem Müll landen – und genau dafür wurden sie in erster Linie konzipiert. Vestiaire Collective hat bereits mitgeteilt, dass sie keine Mode mehr von Fast-Fashion-Marken auf ihrer Plattform handeln wird; man wolle “den Müll in den Kleiderschränken der Menschen reduzieren”.
Insgesamt entsteht der Eindruck, dass es sich bei diesen Portalen hauptsächlich um geschickte Kundenbindungsmaßnahmen handelt. Das kann man den großen Playern allerdings kaum verübeln: Durch den Resale lässt sich das Markenerlebnis der Kunden weiter verbessern, während zusätzliche Gewinne erwirtschaftet werden, die sonst bei Drittanbietern landen würden.
Wie geht der Onlinehandel mit nachhaltigen Fashionartikeln weiter?
Nachhaltigkeit und ein Bewusstsein für Umwelt und Planet werden auch in Zukunft zentrale Themen in unserer Gesellschaft bleiben; es ist also davon auszugehen, dass Second Hand Mode beim Verbraucher zukünftig einen noch höheren Stellenwert einnehmen wird. Durch den Eintritt neuer Player in den Onlinemarkt für pre-loved Fashion wird es für die Kunden noch einfacher und bequemer, ihre nicht mehr getragene Kleidung zu verkaufen.
Laut dem thredUP 2023 Resale Report werden es vor allem Neukunden aus jüngeren Generationen sein, die für das Branchenwachstum bei Second Hand Mode sorgen. Mehr als ein Drittel der befragten US-Händler gaben darüber hinaus an, die Neuproduktion zu verringern, sollte sich das Resale-Modell für sie als erfolgreich erweisen. Die Unternehmen werden sich außerdem die Möglichkeit nicht nehmen lassen, am selben Modestück zweimal zu verdienen und ihre Daten zur Aktivierung von alten Bestandskunden zu nutzen, die sie so womöglich auch zum Kauf von Neuware motivieren können. Zudem scheinen viele Shopper gebrauchte Markenkleidung einfach deshalb zu kaufen, weil sie so eine neue Brand relativ günstig ausprobieren können – gefällt sie ihnen, ist die Hürde für einen Neukauf beim nächsten Mal wahrscheinlich geringer.
Übrigens: Der Sustainable Development Report, der die nachhaltigsten Länder der Welt auszeichnet, listet mit Finnland, Dänemark und Schweden drei nordische Staaten unter den Top 5. Sollten Sie also vorhaben, mit Ihrer Brand ein Resale-Programm zu starten und im wachstumsstarken ReCommerce-Markt für Fashion & Apparel mitzumischen, kann es sich lohnen, international zu denken und ein Auge auf die Nordics zu werfen.
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