Jeder kennt YouTube. Knapp zwei Milliarden User, die täglich Videos mit einer Gesamtzeit von über eine Milliarde Stunden hochladen, zeugen von der weltweiten Beliebtheit des Portals. Als Werbeplattform wird YouTube längt genutzt, schließlich findet sich für jeden Content die passende Zielgruppe. Von harmlosen süßen Katzenvideos über handwerkliche Ratgeber bis hin zu professionellen Clips großer Brands ist hier für jeden etwas dabei – und somit lässt sich potentiell auch jeder erreichen.
In Sachen Social Shopping und dem direkten Verkauf von Produkten über die eigene Plattform hinkt YouTube seiner Konkurrenz wie Instagram und Tiktok allerdings noch hinterher. Daher testet die Google-Tochter seit Anfang des Jahres eine integrierte Shopping-Funktion, die es den Nutzern erlauben soll, ein vorgestelltes Produkt direkt auf YouTube zu kaufen. Der Test wurde zunächst nur mit einigen wenigen Kanälen in den USA gestartet – bei einem erfolgreichen Verlauf ist aber davon auszugehen, dass das Feature auch bald hier implementiert wird.
Im Video oder Livestream wird an der passenden Stelle unten links ein Symbol eingeblendet, auf das der User klicken kann. Daraufhin werden direkt unterhalb des Videos die Produkte angezeigt, um die es gerade geht – samt Möglichkeit, sie mit einem Klick unmittelbar zu kaufen. Im Gegensatz zu einem Affiliate-Link muss der interessierte Nutzer die Seite also nicht verlassen, sondern kann den Einkauf sogar noch während des Betrachtens tätigen.
Aus welcher Quelle das beworbene Produkt eigentlich stammt, dürfte davon abhängen, wer die Produktwerbung letztendlich platziert und mit wem der Content-Ersteller kooperiert. Die Creator können stärker als bisher als Influencer auftreten und die Produkte ihrem Publikum nicht nur präsentieren, sondern gleich auch verkaufen – zumindest indirekt.
Werbetreibende und Content Creator dürften sich weiterhin bestens auf künftige Kooperationen einigen können – schließlich lässt sich jede noch so spezifische Zielgruppe über den passenden YouTube-Kanal erreichen. Dank des Algorithmus, der dem Betrachter in seinem persönlichen Feed ständig ähnliche Videos vorschlägt, bleibt der Content dauerhaft für den Nutzer relevant. Ein Tool, das aus reinen Interessenten fleißige Käufer macht, hat YouTube bisher gefehlt – und dürfte für alle Seiten interessant sein.
Der Kunde wird dort gepackt, wo er am empfindlichsten ist – bei seiner Bequemlichkeit. Shoppen direkt aus dem Video heraus: Wer wünscht sich das nicht? Creator dagegen freuen sich auf Provisionen und bewerben im besten Fall Produkte, die sie selbst toll finden. Händler wiederum können ein großes Publikum erreichen und über Micro Influencer auch Nischenprodukte unkompliziert an den Mann oder die Frau bringen.
Gerade YouTube bietet die Möglichkeit, Kunden ausführlich und in notfalls epischer Länge zu informieren. Bei Zielgruppen, die sich gerne intensiver mit Produkten auseinandersetzen und sich dazu auch längere Videos anschauen, kann ein geschickt platzierter Kaufanreiz über die neue Shoppingfunktion Wunder wirken. Das Interesse ist längst geweckt, nun soll das Kaufvorhaben auch so einfach wie möglich gemacht werden. Doch was ist mit Betrachtern, deren Aufmerksamkeitsspanne deutlich kürzer ist?
Ein neues Format, was hierbei helfen könnte, ist YouTube Shorts. Das Kurzvideo-Format konkurriert in erster Linie mit Tiktok und bietet Content-Erstellern die Möglichkeit, kurze Clips online zu stellen. Das lässt sich hervorragend mit der integrierten Shoppingfunktion verbinden und ist in einer schnelllebigen Zeit sicherlich ein nützliches Zusatzfeature, um die wichtigsten Infos zum Produkt ohne viel Schnickschnack zu präsentieren.
In beiden Fällen ist es unabdingbar, passende Creator zu finden und die richtigen Influencer für sein Produkt auszuwählen. Einerseits soll das Produkt optimal platziert werden, zum anderen braucht es vertrauenswürdige Content-Ersteller, die die richtige Sprache sprechen und ihre Zielgruppe kennen. Gelingt das, kann sich die neue Shopping-Funktion von YouTube als lohnendes Tool herausstellen.