Die Mode- und Bekleidungsbranche macht den größten Marktsektor im E-Commerce aus. Für das Jahr 2023 wird ein globaler Marktwert von 898 Mrd. US-Dollar (ca. 845,86 Mrd. Euro) prognostiziert. Doch welche Herausforderungen ergeben sich für Fashion-Onlinehändler in der aktuellen Zeit?
Globalisierung, digitale Innovationen und ein wachsender Wettbewerb auf der einen Seite, Inflation, verändertes Kaufverhalten der Kunden und anhaltende Lieferengpässe auf der anderen – die Online-Fashion-Branche steht Kopf. Der Markt für Mode und Bekleidung unterliegt einem ständigen Wandel, doch besonders 2023 scheint für Onlinehändler ein Jahr voller neuer Herausforderungen zu werden.
Damit Sie up to date bleiben und mit Ihrem Fashion-Onlineshop für 2023 gerüstet sind, verschafft Ihnen dieser Asendia Insights Blogbeitrag einen Überblick über die aktuellen Trends und Entwicklungen im Fashion-E-Commerce.
Kunden legen Wert auf Nachhaltigkeit und Ethik
Nachhaltigkeit sowie faire Arbeits- und Produktionsbedingungen geraten immer stärker in das Bewusstsein der Verbraucher und spielen eine bedeutende Rolle bei der Kaufentscheidung. Insbesondere die Fashion-Industrie ist jedoch mit einem negativen Image besetzt und erfährt in den letzten Jahren starke Kritik für prekäre Arbeitsbedingungen, Umweltverschmutzung durch Chemikalien, CO2-Ausstöße sowie den hohen Wasserverbrauch bei der Produktion.
Dies hat bereits zu einigen Veränderungen bei den führenden Marken der Fashion-Branche geführt. Auch Sie sollten spätestens jetzt damit beginnen, über ethische Grundsätze und den Umweltaspekt Ihres Unternehmens zu reflektieren und sich nach den Wünschen Ihrer Verbraucher zu richten.
- Schaffen Sie Transparenz über Ihre gesamte Lieferkette, die Standorte und Arbeitsbedingungen in Ihrer Produktion. Bieten Sie Ihren Kunden die Möglichkeit, sich über die Herstellung Ihrer Produkte zu informieren und behalten Sie selbst jederzeit den Herstellungsprozess im Blick.
- Setzen Sie auf Qualität und sorgen Sie für eine hochwertige Produktion, damit Ihre Kunden zufrieden sind und lange etwas von Ihren Produkten haben.
- Achten Sie auf faire Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, treffen Sie entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und führen regelmäßige Kontrollen durch.
- Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und entwickeln Sie konkrete Ideen, um Produktion und Versand nachhaltiger zu gestalten. Arbeiten Sie mit einem Versandpartner zusammen, der Sie in Ihrem Wunsch nach Nachhaltigkeit unterstützt: Mit Asendia ist Ihr gesamter internationaler Versand zu 100 % CO2-neutral.
- Lassen Sie sich von Innovationen anderer Unternehmen in Ihrer Branche inspirieren. Der Onlineshop Otto beispielsweise bietet Mode aus recycelten Materialen wie PET-Flaschen und Stoffresten an. Immer mehr Fashion-Shops verfügen außerdem über einen Reparatur-Service, damit beschädigte Ware nicht direkt entsorgt wird. Darüber hinaus verzichten viele Händler mittlerweile auf die Verwendung von Echt-Pelz und Leder in ihrem Sortiment, darunter auch Luxusmarken wie Chanel und Versace.
Secondhand ist im Trend
Secondhand-Kleidung erfreut sich großer Beliebtheit. Schätzungen von ThredUp zufolge ist allein im letzten Jahr der Markt für Weiterverkäufe um 24 % gewachsen. Eine große Rolle spielt auch hier das zunehmende Bewusstsein der Konsumenten für die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf die Umwelt. Der aktuelle Boom des Secondhand-Geschäfts ist jedoch auch auf die Beliebtheit von Vintage-Artikeln aus Nostalgie-Gründen und den Wunsch der Verbraucher zurückzuführen, hochwertige Produkte zu günstigen Preisen zu erwerben.
Für Ihren Onlineshop ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, zusätzlich zu Ihrer Kollektion auch Secondhand-Ware anzubieten. H&M betreibt beispielsweise seit 2019 mit „H&M Rewear“ einen eigenen Webshop für Secondhand-Kleidung unabhängig der eigenen Marke.
Die Fashion-Händler NA-KD, About You, Dôen und Levi’s bieten hingegen ein Resale-Programm an, bei dem Kunden gebrauchte Produkte ihrer Marke einsenden können und dafür zum Beispiel ein Guthaben in ihrem Shop erhalten. Diese Produkte werden dann entweder zu bestimmten Zeiten in Form von Flash Sales (Beispiel Dôen) oder dauerhaft (Beispiel NA-KD Circle) zu reduzierten Preisen angeboten.
Wenn Sie in Erwägung ziehen, ein ähnliches Resale-Konzept in Ihrem Onlineshop zu etablieren, sollten Sie sich unter anderem mit folgenden Aspekten beschäftigen:
- Möchten Sie ausschließlich Secondhand-Ware aus Ihrer eigenen Kollektion anbieten oder den Resale unabhängig von Ihrer Marke führen?
- Möchten Sie Kunden für die Abgabe ihrer gebrauchten Kleidung entlohnen und wenn ja, in welcher Form: Bargeld oder in Form von Gutscheinen, Rabattcodes oder Guthaben in Ihrem Shop?
- Wie lässt sich Ihr Resale-Programm umsetzen?
- Lohnen sich Aufwand und Kosten für die Aufbereitung der Artikel für Ihr Geschäft?
Slow Fashion immer beliebter
Die Inflation beeinflusst das Kaufverhalten der Shopper. Zwar zeigen dadurch viele Verbraucher Interesse an Fast Fashion, da hier die Artikel sehr preisgünstig angeboten werden und sich somit jeder die neusten Trends leisten kann. Allerdings nimmt mit der zunehmenden Relevanz des Nachhaltigkeitsaspekts in der Bekleidungsindustrie auch die Nachfrage nach Slow Fashion und saisonunabhängiger Mode zu.
Den Konsumenten scheint es immer wichtiger zu sein, Kleidung länger als eine Saison tragen und diese vielfältig mit anderen Kleidungsstücken kombinieren zu können. Sie suchen nicht unbedingt nach dem niedrigsten Preis, sondern sind in erster Linie an einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und einem angenehmen Shopping-Erlebnis interessiert.
Bieten Sie Ihren Kunden daher einen Mehrwert und überzeugen Sie mit Qualität und Langlebigkeit Ihrer Produkte. Um potenziellen Kunden in Zeiten sinkender Kaufkraft entgegenzukommen, sollten Sie neben den üblichen Zahlungsoptionen auch eine Pay-Later-Option anbieten.
Neben dem Slow-Fashion-Aspekt ist ebenso wie im Vorjahr vor allem sportliche und bequeme Freizeitkleidung 2023 sehr beliebt. Darüber hinaus bieten immer mehr Modemarken auch geschlechtsneutrale Kollektionen an, welche bei einem Großteil der Kundschaft Anklang finden.
Personalisierung gezielt einsetzen
Personalisierte Inhalte und Produktvorschläge schaffen ein einmaliges Kauferlebnis und können dafür sorgen, dass sich Ihre Kunden von Ihrem Unternehmen wertgeschätzt fühlen. Übertreiben Sie aber nicht! Viele Nutzer sorgen sich um ihre Sicherheit im Netz und könnten zu viel Personalisierung auch als Eingriff in ihre Privatsphäre empfinden. Gehen Sie daher verantwortungsbewusst mit den Daten Ihrer Websitebesucher um und setzen Sie personalisierte Inhalte gezielt ein, um Nähe zu Ihren Kunden aufzubauen, ohne diese zu beunruhigen.
Setzen Sie 2023 auf Ihre bestehenden Kunden
Aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung in einer globalisierten Welt bietet sich den Konsumenten heutzutage eine große Auswahl an Shopping-Angeboten im Internet. Der Nachrichtendienstleister BusinessWire fand im Rahmen einer Studie heraus, dass die Neukundengewinnung für Onlinehändler aktuell um 222 % teurer als noch vor zehn Jahren ist. Dies stellt E-Commerce-Unternehmen vor eine große Herausforderung: Wie können Sie trotz starkem Wettbewerb und hohen Kosten für die Kundenakquise Ihre Umsätze steigern?
Setzen Sie 2023 Ihren Fokus auf bestehende Kunden. Sie können Kosten für die Neukundengewinnung einsparen, indem Sie stattdessen die Loyalität und Bindung Ihrer Bestandskunden an Ihr Unternehmen stärken. Setzen Sie beispielsweise durch Prämien und einen Newsletter mit attraktiven Angeboten Anreize für Folgekäufe bei jenen Kunden, die bereits eine Bestellung bei Ihnen getätigt oder zumindest Interesse an den Produkten auf Ihrer Website gezeigt haben.
Um trotz starkem Wettbewerb innerhalb der Fashion-Branche zu bestehen, versuchen viele Onlinehändler zudem Ihr Geschäft zu diversifizieren, indem Sie zum Beispiel Partnerschaften mit Großhändlern eingehen. In diesem Jahr wird nach einer Erhebung von Glossy und ModernRetail ein besonders großes Umsatzwachstum im Großhandel erwartet. Eine entsprechende Partnerschaft verspricht daher vor allem für kleinere Anbieter Erfolg.
Digitale Trends in der Modebranche
Sicher haben Sie bereits mitbekommen, dass in den sozialen Netzwerken eine große Reichweite zu geringen Kosten erzielt werden kann und in den letzten Jahren vermehrt Videoinhalte zur Verbreitung von Werbebotschaften zum Einsatz kommen. Besonders in der Fashion-Branche sind kurze Videoclips sehr beliebt.
Neben TikTok gewinnt aktuell auch YouTube Shorts für die Vermarktung von Fashion-Artikeln an Bedeutung. Bekannte Unternehmen aus der Mode-Branche, die bereits YouTube Shorts nutzen, sind Nike und American Eagle; aber auch Luxus-Marken wie Dior sind auf der Plattform zu finden. Abgesehen von der Eigenproduktion von Videoclips werden auch häufig Kooperationen mit Influencern auf Instagram und TikTok geschlossen, um vor allem jüngere Zielgruppen zu erreichen.
Doch das beliebte Social Commerce hält noch mehr für die Fashion-Branche bereit: Nach einer Analyse von Statista wird der weltweite Umsatz im E-Commerce über die In-App-Shopping-Funktion von Social-Media-Plattformen 2022 auf 992 Mrd. US-Dollar geschätzt. Der Umsatz durch Instagram Shopping, Facebook Shops & Co. soll jährlich um 30,8 % steigen. Verknüpfen Sie also gern Ihren Onlineshop mit Ihren Social-Media-Profilen, um direkt von der Reichweite der Plattformen zu profitieren.
Auch Live-Shopping-Events gewinnen in Europa immer mehr an Bekanntheit. Mode und Bekleidung sind dabei die am meisten präsentierte Produktkategorie. Der Fashion-Anbieter Tommy Hilfiger und der deutsche Kosmetik-Händler Douglas sind Beispiele für Unternehmen, die bereits Shopping-Livestreams für ihre europäischen Kunden veranstalten.
Zudem lohnt es sich 2023, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz für Ihre Website in Betracht zu ziehen. Diese lässt sich zum Beispiel in Form von Chatbots nutzen, um den Kundenservice zu verbessern. Durch die Möglichkeit, jederzeit ohne großen Aufwand während des Einkaufs Fragen zu stellen und Unterstützung zu erhalten, wird der Aufenthalt in Ihrem Onlineshop für Ihre Kunden zu einem angenehmen Shopping-Erlebnis.
Insbesondere im Bekleidungs-Sektor bietet sich zudem eine Investition in neue Technologien wie Augmented Reality und Virtual Reality an. Diese können Nachteile des Onlineshoppings zum Einkauf vor Ort ausgleichen und den Onlinekunden eine virtuelle Anprobe oder die Präsentation des gewünschten Artikels über einen virtuellen Catwalk (Beispiel Asos) ermöglichen.